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Erfassung der sozialen Kognition

Soziale Kognition ist eine komplexe kognitive Domäne, welche alle für soziale Interaktionen notwendigen kognitiven Prozesse beinhaltet. Die Terminologie und Anzahl der Bereiche der sozialen Kognition variieren in der Literatur. Es besteht jedoch ein breiter Konsens darüber, dass "Emotionserkennung" und "Theory of Mind" die beiden Kernbereiche der sozialen Kognition darstellen.

Emotionserkennung ist die Fähigkeit, Emotionen anderer zu erkennen und zu interpretieren.

Theory of Mind ist die Fähigkeit, die Perspektive anderer zu übernehmen und ihre Gefühle, Gedanken und Absichten zu verstehen.

Ein anderer Bereich, welcher in mehreren Definitionen der sozialen Kognition genannt wird, ist «Soziales Verhalten», weshalb wir es als sinnvoll erachten, diesen Bereich auch zu untersuchen.

Soziales Verhalten ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten in sozialen Interaktionen je nach Kontext und sozialen Normen anzupassen.

Diese drei Bereiche werden durch unterschiedliche, Hirnstrukturen repräsentiert und sind folglich je nach Hirnkrankheit in unterschiedlichem Masse betroffen.

Die Herausforderung bei der Entwicklung von Tests und Fragebögen ist, der Komplexität der Bereiche gerecht zu werden. So nehmen wir emotionale und soziale Signale auf unterschiedliche Art und Weise wahr, sei es über Gesichtsausdrücke, Gestik, Bewegungen oder Prosodie. Auch unsere Wahrnehmung und unser Reaktionsverhalten variieren je nach Kontext. Messinstrumente zur realitätsnahen Testung der Bereiche sollten entsprechend multimodal konzipiert sein, bspw. in Form von Videosequenzen mit sozialen Interaktionen.

Von zentraler Bedeutung ist auch die Erfassung des Alltagsverhaltens der betroffenen Personen mittels Fragebögen. Da Patienten/-innen mit Hirnleistungsstörungen oft eine eingeschränkte bis zu fehlende Krankheitseinsicht haben, sollten hierfür Fremdbeurteilungsfragebögen eingesetzt werden.

Für den Einsatz in der klinischen Routine sollte das Testinstrument:

  • Über normative Werte verfügen
  • In der zu untersuchenden Population validiert sein
  • Einfach und zeiteffizient einsetzbar sein